Trump lieben - ein Zwischenruf von Claus Eurich

"Nun ist die Wahl also entschieden, und alle Augen richten sich auf den 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten. Ich schaue trotzdem noch einmal auf den scheidenden, mit seiner Wiederwahl gescheiterten Mann, der es wie kein zweiter in diesem Amt verstand, zu polarisieren und Zwietracht zu säen.

Die Bilder von Donald Trump, die mir in diesen Tagen nun begegnen, verkörpern einen Ausdruck ungläubiger Niederlage. Sie zeigen das Gesicht zerbrochener Erwartungen und einer in sich selbst zusammenfallenden Hybris. Es sind Bilder der Einsamkeit eines alleine im Oval Office leer vor sich hin schauenden Präsidenten. Auch in seinen Pressekonferenzen wirkt er auf einmal fast kleinlaut, trotz allen fortgesetzt trotzigen Beharrens. Und man meint in Mimik, Gestik, Körperhaltung und Sprachduktus die Unsicherheit, ja Angst zu spüren. Die Fassaden fallen, erste Vertraute im Team schleichen sich. Die persönliche finanzielle Lage ist desaströs. Es warten Prozesse wg. finanzieller Verfehlungen, der bewussten Missachtung von Fürsorgepflichten, sexueller Übergriffe, Vergewaltigungsvorwürfen…

Die kommenden Jahre werden vermutlich harte und bittere Jahre für den ehemaligen Trumpus Maximus, jenes Leittier einer Gattung von Politikgestalten, die es schaffen, ihre eigenen Allmachtsphantasien in Resonanz mit großen Teilen der Bevölkerung und diese damit auf ihre Seite zu bringen. Er hat sich diese Jahre verdient. Und doch mag ihn der Wunsch begleiten, darin in einer Weise gebrochen zu werden, oder besser, aufgebrochen zu werden, die Selbsterkenntnis ermöglicht und zulässt. Im Scheitern werden, im Scheitern wachsen, durch das Scheitern zum wahren Menschen aufstehen. Das ist Donald Trump zu wünschen. ..."

 

Weiterlesen auf dem Blog von Claus Eurich: http://www.interbeing.de/2020/11/09/trump-lieben-ein-kurzer-zwischenruf/